Der Lorenzi-Klettersteig befindet sich im Molignon-Massiv und ist eine Verbindung zwischen den nördlicher gelegenen Teilen des Rosengartens und des Tierser-Alpl. Dank dieser Lage kann er auch als einzelne Etappe einer größeren Dolomitentour bestiegen werden und ist daher in beiden Richtungen möglich. Von der Antermoia-Hütte in Richtung Tierser-Alpl-Hütte geht der Klettersteig hauptsächlich aufwärts, insbesondere die drei Steilwände.
ZUGANG
Man begibt sich zum äußersten Südufer des Weihers in Richtung Antermoia-Pass. Einige hundert Meter nach dem Ende des Weihers kann man mit Mühe auf der rechten Seite eine Wegspur erkennen, die bergauf über eine Geröllhalde zum Einstieg des Klettersteigs führt.
Die Rinne gabelt sich sofort. Den linken Zweig einschlagen und einigen verblassten roten Markierungen folgen. Der Einstieg befindet sich im oberen Teil der Rinne auf der rechten Seite.
KLETTERSTEIG
Man legt die Gurte an und beginnt den Aufstieg an einer ersten kleinen senkrechten Wand, wobei die ersten Meter des Steigs weniger strukturiert sind als der übrige Teil.
Man quert leicht nach links und überwindet diese ersten senkrechten Meter.
Auf den letzten Metern dieses ersten gesicherten Vorsprungs gibt es zahlreiche Möglichkeiten zum Festhalten. Je höher man kommt, desto mehr macht es Spaß. Die Drahtseilsicherung ist kurz unterbrochen, dafür kommen kleine Felsen, die frei zu erklettern sind (1°-2°Grad); dort gibt es einige gesicherte vertikale Vorsprünge, bei denen das Seil nur zur Selbstversicherung dienen soll. Nach einigen weiteren unterhaltsamen Kletterpassagen gelangt man an einen Weg, der die Felswand links „schneidet“ und zu etlichen nicht gesicherten kleinen Felsen führt, bis man den höchsten Teil dieses ersten Felsenvorsprungs erklimmt (Innerer Molignon, 2850 m).
Ab hier beginnt ein lange Gratwanderung auf viel stärker exponierten Felsen als zuvor. Um diese zu überwinden, muss man an manchen Stellen auch ein Stück abwärts klettern. Der Untergrund ist oft rutschig und aufgrund all dieser Umstände erweist sich ausgerechnet der nicht gesicherte Teil des Laurenzi-Klettersteigs als der anstrengendste. Nach dem Abstieg in einer kleinen Rinne mit losem Untergrund befindet sich rechts davon das Unterschriftenbuch und eine schlecht erhaltene Drahtseilsicherung, mit deren Hilfe man zu einigen Ringhaken gelangen und sich daran mit den Gurten der eigenen Gurtsicherung absichern kann.
Man gelangt in einen charakteristischen Spalt, überwindet einen großen, darin verkeilten Felsblock und gelangt zur oberen kleinen Scharte, wo die zweite Steilwand des Klettersteigs beginnt.
Die Felsen lassen sich leicht überwinden, je höher man kommt, desto mehr Spaß macht es. Binnen kurzer Zeit ist man am Grat angelangt, wo es in weiterer Folge auf meist mit Drahtseilen geschützten Wegen mit relativ geringer Aussetzung ständig auf und ab geht.
Man gelangt zur Basis einer Kante, an der die dritte Steilwand des Klettersteigs beginnt, welche dieselben Kriterien hinsichtlich Gelände und Schwierigkeitsgrad aufweist wie die beiden ersten. Sobald man den höchsten Punkt der Kante erreicht hat, beginnt wieder eine lange Gratwanderung, mit recht unterschiedlichen Passagen: Gratabschnitte mit exponierten Traversen wechseln einander mit einigen einfachen, gesicherten Felsstufen ab. Dieser Gratabschnitt ist sicher sehr anstrengend, belohnt aber mit einer traumhaften Aussicht.
Allmählich gelangt man zum Gipfel des Äußeren Molignon (2780 m), von dem aus man einen überwältigenden Blick auf den Rosengarten, die Vajolettürme, den Plattkofel, die Rosszähne und verschiedene andere Dolomitengruppen in der Umgebung genießen kann.
Man lässt nun den bestiegenen Grat hinter sich und beginnt den Abstieg. Zunächst folgt man einigen Steinzwergen, danach der gut sichtbaren Wegmarkierung und zuletzt steigt man an einfach zu überwindenden kleinen Felsen in Richtung Molignon-Pass talwärts. Nur die letzten Meter des Abstiegs sind mit einigen Drahtseilen abgesichert.
Von hier führt ein markierter Weg auf halber Höhe rasch zum nächsten Wegpfeiler, wo man die Gurtensicherung abnehmen und je nach geplantem Ziel über den weiteren Verlauf der Tour entscheiden kann. Vom Wegpfeiler aus kann man über den in nächster Nähe befindlichen Molignon-Pass (2598 m) und nach dem Abstieg in das darunterliegenden Tal weiterwandern und wieder zum Grasleitenpass (2601 m) aufsteigen oder die Wanderung in Richtung Tierser-Alpl-Hütte (2440 m) fortsetzen.
ÜBERLEGUNGEN
Der Laurenzi-Klettersteig weist gut zu erkletternde Abschnitte auf, die richtig Spaß machen, ist aber nur ein kleiner Teil eines alpinen Klettersteigs, bei dem exponierte, nicht gesicherte Gratpassagen vorwiegen.
Aufgrund der Charakteristiken der gesicherten Abschnitte empfiehlt es sich, die Tour in Richtung Antermoia – Tiers einzuschlagen, da man bei Einhaltung der Gegenrichtung die gesicherten Steilwände ständig beim Abstieg vorfinden würde.